Dynamischer Sonnenschutz: Können wir das so gut wie die Natur?

Wien, im Juni 2019_Seit eh und je ist der Sonnenschutz ein ständiger Begleiter des Menschen. Wo natürliche Schattenspender fehlten, wurden künstliche Vorrichtungen entwickelt. Um dabei nicht auf das wohltuende Tageslicht zu verzichten, arbeiteten Spezialisten an Lösungen für die heutigen Produkte. Bei der derzeitigen Hitze braucht man diese ganz besonders.

Im Jahr 2018 unternahmen 5,8 Mio. in Österreich wohnhafte Personen zumindest eine Urlaubsreise im In- oder ins Ausland. Das entspricht einer Reiseteilnahme von 78,3%. Egal, ob wir den schönen Meeresblick in Kroatien oder Italien genießen oder doch lieber an den österreichischen Seen entspannen – Hauptsache, die Freizeit im Freien verbringen! Denn den Menschen zog es schon seit eh und je in die Natur. Um sich dabei vor der Sonne zu schützen, waren und sind kreative Ideen für Schattenspender gefragt.

 

Sonne, Licht und Schatten stärken das Wohlbefinden

Der Mensch wurde über Jahrtausende vom Licht der Sonne und des Himmels biologisch geprägt. Der Tagesgang steuert unsere innere Uhr und die Länge der Hellstunden beeinflusst den Wach-Schlaf-Rhythmus entsprechend den Jahreszeiten. Das Tageslicht steigert unsere Leistungsfähigkeit und die richtige Dosis an UVB bildet beispielsweise körpereigenes Vitamin D, dessen Hauptaufgaben die Knochengesundheit und die Stärkung des Immunsystems sind. Bestimmte Lichtspektren regen zudem den Stoffwechsel an. Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik in Österreich: „Um wirklich fit für den Tag zu sein, ist die richtige Dosis an Sonnenlicht unverzichtbar. Dessen muss man sich insbesondere bei der Planung von Beschattungen bewusst sein.“

Von der Natur abgeschaut

Wo die Natur einst keinen natürlichen Schatten anbieten konnte, war der Mensch erfinderisch und machte sich die Technik zu Hilfe. Vorbilder fand er in seinem unmittelbaren Lebensraum: Ein Baum richtet sich nach den Jahreszeiten und spendet viel kühlenden Schatten im Sommer und in der lichtarmen Jahreshälfte verliert er seine Blätter, um damit mehr Licht und wärmende Sonnenstrahlen zuzulassen, nach denen sich der Mensch in der kalten Zeit sehnt. Deshalb findet man meist Laubbäume vor den Fenstern, Außerdem streut eine Blätterkrone das Licht, und die Helligkeit über den Köpfen fühlt sich für den Menschen angenehm und befreiend an. Gerstmann: „Pflanzen und Bäume, die dem Jahresgang folgen, sind das Vorbild für beweglichen Sonnenschutz und befriedigen das saisonale Bedürfnis nach Sonne, Licht und Schatten. Nadelbäume hingegen nehmen jahrein jahraus viel Licht und sind daher das Pendant zu starren Lösungen wie beispielsweise vertikale Lamellen, wie sie aus architektonischen Gründen auf Ost- und Westfassaden zu finden sind. Lässt der Baumbestand vor dem Fenster den Blick zum freien Himmel kaum noch zu, dann drückt das ähnlich, wie ein weit ausladender Dachüberstand oder eine tiefe Loggia auf Südfassaden auf unser Gemüt.“ 

Für die Beschattung in Gärten und Terrassen sind weit ausladende Bäume ideal, sie dienen als Vorbild für Markisen, Pergolen, Schirme und Sonnensegel. Das auf die Blätter einstrahlende Sonnenlicht bringt das Grün zum Leuchten. Diesen Effekt schaut sich die Sonnenschutztechnik von der Natur ab, und verwendet meist transluzide Tücher, die weiches Durchlicht über unseren Köpfen erzeugen und damit auch die Stimmung aufhellen. Der Experte weiter: „Die wesentliche Alleinstellung natürlicher Schattenspender ist, dass sie auf Grund der Verdunstungskälte das Mikroklima beeinflussen und die Umgebungstemperatur deutlich senken können. Zwar gibt es dahingehend auch technische Lösungsansätze, aber die Natur lässt sich nicht immer eins zu eins kopieren.“ Es ist also die Kreativität in der Planung gefragt, die auch die Wirkung von Beschattungsmaßnahmen auf die Psyche in ihre Gestaltungskonzepte mit einbeziehen sollten. 

Not macht erfinderisch

Wo natürliche Schattenspender fehlten, entwickelten die Menschen künstliche Vorrichtungen, um sich vor der Sonne zu schützen. Dies geschah vor allem in den südlichen Regionen sehr früh. Ihr langer Weg nahm seinen Ursprung in Kleinasien und Afrika und führte über viele Jahrtausende und Kulturen bis in unsere Zeit.

Er wurde nach örtlichen Gegebenheiten und aus vorhandenen Materialien hergestellt. Mit der Entwicklung verschiedener Techniken und dem Sesshaftwerden der Menschheit änderten sich die Ansprüche und Möglichkeiten: Ein am Gebäude angebrachter Sonnenschutz erlaubte wesentlich massivere, stabilere und schwerere Ausführungen als ein nomadisches Sonnensegel. Darum erhielt er schon damals zusätzliche Aufgaben und Funktionen: Die neue Technik sollte auch dem Wetter standhalten. Die Regulierung des Lichts, Blendschutz und die dekorative Nutzung allerdings sind relativ moderne Anforderungen. Erst die Verfeinerung der Handwerkskunst ließ den Sonnenschutz schließlich zu einem wichtigen Element architektonischer Gestaltung werden.

Gerstmann: „Die heutigen Systeme sind ein Ausdrucksmittel unserer industrialisierten und technisch hoch entwickelten Gesellschaft. Was vor rund 7000 Jahren bei Nomaden als Mittel zum Zweck erfunden wurde, stellt für uns heute eine Selbstverständlichkeit dar. Das Sortiment wurde unglaublich breit, die Technik ausgereifter und die angebotene Vielfalt lässt kaum einen Wunsch unerfüllt.“

Bauen mit viel Tageslicht

Das Wetter und die Lichtzufuhr bestimmen die Lebensqualität des Menschen und ob wir uns wirklich wohlfühlen. Heute weiß man, dass das Auge nicht nur der visuellen Wahrnehmung dient, sondern ebenso eine nicht visuelle Funktion hat, die unseren biologischen Rhythmen taktet und auch die Psyche stimuliert. Deswegen ist es wichtig, beim Hausbau die richtige Menge an Tageslicht mit einzuplanen. Gerstmann: „Baumeister, die auf die evolutionären Bedürfnisse des Menschen Rücksicht nehmen, bauen keine Fix-Verschattungen oder weit ausladende Vorsprünge. Sie entscheiden sich für variable Beschattungen, die sich so verhalten, wie es sich die Natur für unsere Breiten ausgedacht hat. Wertvolles Tageslicht sollte keinesfalls verloren gehen!“

 

Fotos: 

BVST_Sattler.jpg: © Bundesverband Sonnenschutztechnik/Sattler

BVST_Somfy.jpg© Bundesverband Sonnenschutztechnik/Somfy
Abdruck honorarfrei

Quellen: 

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/tourismus/reisegewohnheiten/

https://autoimmunportal.de/sonne-sonnenlicht/

Über den Bundesverband Sonnenschutztechnik

Der Bundesverband Sonnenschutztechnik ist der Dachverband der österreichischen Sonnenschutzindustrie. Kooperationspartner sind u. a. klima:aktiv, IBO, ÖGUT und der Bau.Energie.Umwelt.Cluster NÖ.
Der Verband repräsentiert 21 Mitgliedsbetriebe mit insgesamt über 1.700 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Er sichert mit einer Wertschöpfung von ca. 800 Mio. Euro an die 10.000 heimische Arbeitsplätze vor allem im gewerblichen Bereich.
Der BVST ist Gründungsmitglied des Europäischen Dachverbandes ES-SO (European Solar Shading Organization), zu dem 28 Mitgliedsverbände zählen. Verbandsweit ermöglichen alle mit Sonnenschutz verbundenen Leistungen (bis hin zur Montage und Serviceleistungen) Arbeitsstellen für 400.000 Angestellte und Arbeiter, die einen Gesamtumsatz von ca. 35 Milliarden Euro erwirtschaften. www.bvst.at

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